Ein Golftag wie jeder andere?
Auf den ersten Blick trifft das zu. Also sollte der Bericht etwa wie folgt beginnen: „32 gut gelaunte Golfer trafen sich am Bus ….“. Manchmal erkennt man bei näherer Betrachtung, dass die Dinge doch etwas anders sind als der erste Eindruck glauben lässt. Sehen wir uns das mal genauer an.
Gemeldet waren 32 Golfer, gekommen sind 31 und man fragt sich, wo ist der fehlende geblieben? Tausend mögliche Gründe sind denkbar, vielleicht hat er es nur vergessen, verpennt oder Abfahrt Tag / Zeit falsch erinnert? Oder hatte er angesichts der Wetterprognose keine Lust und sich einfach vor der Absage gedrückt? Das Rätsel kann ich nicht lösen, aber die Wetterprognose führt direkt zu dem obigen Standard („… gut gelaunte…“). Auf der Seite des Wetterdienstes „El tiempo“ war zu lesen: „Espana se congele….“. Diese Prognose war sehr realitätsnah und wurde bestätigt durch die Gesichter der Teilnehmer, die teilweise schon eingefroren waren oder als Gegenreaktion krampfhaft verzerrten Optimismus demonstrierten. Von ausgelassener guter Laune habe ich nichts bemerkt, was natürlich auch daran liegen kann, dass mein Gesicht und Hirn bereits eingefroren waren.
Angekommen in La Galiana machte sich verhaltener Optimismus breit, da die angekündigten Winde von bis zu 50km/Std deutlich schwächer waren. Aber nach einigen Löchern passten Prognose und Realität leider wieder zusammen, wodurch das Putten auf den schnellen und teils sehr ondulierten Grüns häufig erst nach 3 oder mehr Versuchen beendet war. Dabei war die teils winterliche Kleidung von mehrschichtigen Pullovern, Jacken und Pudelmützen sicher mitverantwortlich für manchen extra Schlag. Aber trotz der widrigen Umstände gibt es wundersame Dinge, die den grauen Tag zu einem Besonderen gemacht haben.
Da ist als 1. das ungewöhnliche Ergebnis von Werner K. zu nennen, der mit 16 Brutto (= 1. Platz) und 40 Nettopunkten anscheinend völlig unbeeindruckt von den Umständen sein Spiel gemacht hat.
Die 2. Besonderheit ist etwas delikat und fordert vollständige Konzentration damit die Darstellung nicht zu sehr in ungewollte Tiefen entgleitet. Ich werde mich bemühen. Um politisch korrekt zu bleiben möge jeder Leser die fehlenden Vokale selbst ergänzen. Es geht um „Sch..ße“. Dass dieser Begriff eine enge Beziehung zum Golfsport hat wird jedem schnell bewusst, der mit offenen Ohren über den Golfplatz geht. Es wird sogar behauptet, dass das Spiel ursprünglich so benannt werden sollte, was dann aber verworfen wurde, weil der Begriff bereits vergeben war. Normalerweise wird diese fragliche Masse im Zusammenhang mit Pech, Frust oder Missgeschick zitiert, es gibt aber (wenn auch nur schwer nachvollziehbar) Assoziationen zu der Eigenschaft als Glücksbringer. Konkret trifft der Golfer diese Dinge auf vielen Golfplätzen als Hinterlassenschaft von Gänsen, Enten und anderen Tieren. Nun zu dem rätselhaften Fall auf La Galiana, der trotz intensiver Nachforschung nicht aufgeklärt werden konnte. In aller Kürze: Auf dem Sitz eines Buggies, auf dem Hosenboden (außen!!!) eines Golfers und irgendwie dann auch noch auf der Hand eines Golfers befanden sich nennenswerte Mengen des hier diskutierten Stoffes! Da wir kein Matchplay gespielt haben, fällt die sonst naheliegende Verdächtigung des Gegners aus. Die Ursachen dieses Vorfalls bleiben unklar, aber sicher ist, dass die o.g. negativen Assoziationen zu dieser Angelegenheit passen, denn der betroffene Golfer hat weit unter seinen Möglichkeiten gespielt, von Glücksbringer kann keine Rede sein.
Die 3. Besonderheit dieses Tages: wir haben einen Eisheiligen (auch Eismann genannt) unter uns, der aber nicht wie sonst üblich Mamertus, Pankratius oder ähnlich heißt. Er heißt ganz einfach Axel und hat den ganzen Tag in sommerlichem Outfit mit Shorts und freien Armen gespielt. Das hat er nicht nur überlebt, sondern er gehört mit 35 Nettopunkten zu dem Siegern und zwar auf Platz 1! Auf Platz 2 findet sich Ulli K wieder und auf dem 3. Platz Heidi U.
Nach dem Spiel tauten alle Spieler in der Club-Baracke wieder auf und nach warmen, teils geistvollen Getränken stieg der Lärmpegel auf ein Niveau an, das klar machte: wir haben es alle überlebt. Und, wie oben schon gesagt, es war wieder ein besonderer Tag.
Dieter
Lieber Dieter,
wir haben deinen sehr amüsanten Bericht mit Freude gelesen.
Vielleicht solltest du Mal ein Buch über die Ereignisse auf dem Golfplatz schreiben.
Liebe Grüße
Gabriele und Werner